Frohnau
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Geschichte Hermsdorf


Wappen Hermsdorf
Erstmals wird Hermsdorf als Hermannstorp in einer Urkunde von 1349 erwähnt. Das unter dem Dorfherrn Busse Mylow stehende Dorf (es umfasste etwa die heutigen Grundstücke Alt Hermsdorf 8-30), ist aber älter. Sein Gründungsjahr ist auf etwa 1200 anzusetzen; deutsche Siedler aus dem Westen haben sich hier, wo das in der letzten Eiszeit geformte feste Erdreich im Süden halbkreisförmig von Sumpf und Seen umgeben war, niedergelassen. Im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 werden acht Bauernhöfe und Johann von Buch als Dorfherr erwähnt. Er wohnte in Birkenwerder und ließ das Dorf durch einen Verwalter als Vorwerk bewirtschaften. Nachdem die Eigentümer mehrmals gewechselt hatten, kaufte die Familie Wins, ein altes Patriziergeschlecht Hermsdorf und behielt es bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Um das Jahr 1580 siedelte sich die Familie Götze im Dorf an, zogen freie Bauernstellen ein und errichteten einen Rittersitz. Auch den Fischfang im Hermsdorfer See suchten die neuen Herren in ihren Besitz zu bringen. 1449 wurde erstmals die Wassermühle in einer Urkunde erwähnt, deren Eigentümer auch die Gutsbesitzer Wins waren. Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam die Mühle 1482 in die Hand des Adeligen Pfuhl zu Ranft, der auch Heiligensee besaß. Die Bauern von Hermsdorf, Rosenthal und Heiligensee waren gezwungen, hier malen zu lassen.

Um 1620 wurde eine Windmühle errichtet, da die Wassermühle wegen des niedrigen Wasserstandes oft nicht genügend leistete. Der Müller beklagte sich darüber, dass die Bauern das Fließ nicht räumten, und die Bauern forderten, dass die Müller das Wasser nicht zu stark stauten, damit die Wiesen nicht überschwemmten. Die Höhe des erlaubten Staus wurde immer wieder markiert, ohne dass die Streitigkeiten aufhörten. Im Zuge der Reformbestrebungen in Preußen wurde 1810 der Mahlzwang aufgehoben.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erholte sich das Dorf nur langsam von den Verwüstungen des Krieges. Das Rittergut war zerstört und auf dem Gutsgelände wohnten nur der Heideläufer (Förster) und der Fischer in einem kleinen Haus – nur ein Drittel des Landes konnte bestellt werden, der größere Teil diente als Viehweide.

Dorfkirche
König Friedrich II. von Preußen, der von 1740 bis 1786 regierte, bemühte sich das menschenarme Land durch Ansiedlungen von Ausländern zu beleben, wobei er die Stärkung der wirtschaftlichen und militärischen Kraft des Staates beabsichtigte. Oberamtmann Niethe erhielt durch Erbverschreibung vom 22. Januar 1752 Hermsdorf als Erbzinsgut mit der Auflage, hier 8 Kolonistenfamilien anzusiedeln: drei Bauern und fünf Kossäten aus Braunschweig, Hannover und Sachsen. Jeder Bauer erhielt 60 Morgen jeder Kossät 2 Morgen Land. Die Flur wurde neu vermessen. Zwei der neuen Höfe wurden an der Landstraße errichtet. Ca. 1756 ließ Niethe im Auftrag der Regierung eine neue Dorfkirche bauen. Neben der Kirche wohnte der Küster, der gleichzeitig Lehrer war, im Schulhaus. 1717 wurde in Preußen die allgemeine Schulpflicht eingeführt, bis 1800 gab es im Dorf acht verschiedene Lehrer. Ein neuer Kirchhof wurde angelegt, auf dem getreu dem Befehl des Königs Maulbeerbäume angepflanzt wurden. Die Maulbeerbäume gingen ein, Viehsterben und Missernten brachten Amtmann Niethe an den Bettelstab. Das Gut wurde während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) schwer heimgesucht, bei Plünderungen verbrannten sämtliche Urkunden. Niethe verkaufte das Gut an den Oberbaurat Johannes Boumann und floh. So rasch wie die Lehrer wechselten auch die Gutsbesitzer. 1840 baute der Gutsbesitzer Wernicke die schon seit Jahrzehnten bestehende Ziegelei zur Tonfabrik aus.

Tonwarenfabrik
1860 kaufte Lessing das Gut Hermsdorf und erweiterte die Fabrik, indem er den Wiesenkalk des Hermsdorfer Sees für die Zementherstellung nutzen ließ, zur Ton- und Zementwarenfabrik. Eine zweite Ziegelei wurde 1872 erbaut doch der Einbruch von Grundwasser in die größte der Tongruben zwang Lessing zur Aufgabe der Produktion in der Ton- und Zementfabrik. In ihren Räumen entstand das Restaurant Seeschloss. Lessing verfolgte bereits neue Pläne: 1889 wurde in 327 m Tiefe salzhaltiges Wasser erbohrt und er beschloss, dass Hermsdorf ein Kurort werden sollte, als auch diese Pläne nach versiegen der Solquelle fehl schlugen bemühte sich Lessing Hermsdorf in einen Villenvorort umzuwandeln, aber erst die Fertigstellung der Nordbahn und der Bau eines Bahnhofs förderte die Bautätigkeit, in den folgenden drei Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 1000 auf 2000. Lessing begann Land an verschieden Baugesellschaften zu verkaufen, bevor ein Bebauungsplan vorlag. Dadurch erhielt der Ort keinen architektonischen Mittelpunkt, sondern ein unübersichtliches Straßennetz.

Freiwillige Feuerwehr
Die entstandene Siedlung erforderte den Ausbau der Versorgungseinrichtungen. Schon 1901 waren die ersten Gaslaternen aufgestellt worden, die von einem eigenen Gaswerk gespeist wurden. 1907 entstand ein kleines Wasserwerk. 1896 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr, zu deren Unterhalt in der Folgezeit jeder Grundbesitzer einen jährlichen Beitrag von 3 Mark leistete. Gleichzeitig richtete man eine höhere Schule, das Pädagogium, ein, die meist gutgestellten Bürger, darunter viele Beamte wollten die Ausbildung ihrer Kinder keineswegs vernachlässigen. Neben wohlhabenden Bürgern zog es auch Künstler hinaus nach Hermsdorf, 1908/09 wohnte der Maler Max Beckmann in der Ringstr. 8. Das von den Arenburger Dominikanerinnen geplante Kinderheim in der Bergstraße wurde gebaut und 1908 durch ein Erholungsheim für Erwachsene erweitert, das den Namen St. Dominikus erhielt. Ein weiteres Kinderheim, das 1826 von einer Predigerwitwe gegründete und nach einer preußischen Prinzessin benannte Elisabethstift, entstand. Auch die Kirchengemeinde war im 19. Jahrhundert stetig angewachsen. 1876 trat an die Stelle des Kirchenvorstehers der Kirchenrat. 1886 erhielt die Kirche ihre erste Orgel. Das baufällige Küster- und Schulhaus wurde 1889 abgerissen und durch ein neues mit 2 Klassenräumen und Wohnungen für den Küster und die Lehrer ersetzt. Zahlreiche Vereine bekundeten die Liebe der Hermsdorfer zum Sport. Am 14. Juni 1899 gründeten einige Hermsdorfer den Turnverein Theodor Körner, nach dem Dichter der Freiheitskriege benannt. 1906 gingen die Mitglieder im Turnverein Jahn auf, aus dessen Jugendmannschaft 1916 der VfB Hermsdorf hervorging. Ebenfalls 1906 wurde der Hermsdorfer Sportclub gegründet, dessen Mitglieder sich neben dem Fußball auch dem Tennis widmeten. In dem überfluteten Tonstich am Restaurant Seeschloss wurden seit 1896 die Berliner Meisterschaftskämpfe der Schwimmer ausgetragen

Apostel Paulus Kirche
Der I. Weltkrieg bedeutete auch für die Gemeinde Hermsdorf einen Einschnitt. An den Krieg schloss sich eine Zeit wirtschaftlicher Not, die erst mit der Inflation 1923 endete. War Hermsdorf zu Beginn des Jahrhunderts ein von den Berlinern während der Sommermonate gern besuchter Ausflugsort, wozu wesentlich die vielen Gasstätten mit ihren Gärten beitrugen, blieben die Ausflügler jetzt fern oder strömten mit dem Ausbau der Verkehrsmittel an dem Ort vorbei. Die vor dem Krieg bekannten Hermsdorfer Restaurationen fanden nicht mehr den gleichen Zuspruch, künstliche Grotten und Militärkonzerte waren nicht mehr gefragt. Neben anderen schloss auch das Waldschlößchen die Gebäude standen fast 10 Jahre leer, bis die evangelische Kirche das Gelände erwarb und die Hindenburg-Gedächtniskirche erbaute (seit 1945 Apostel Paulus Kirche). Auch die katholische Maria Gnaden Kirche entstand in dieser Zeit. Zwischen den beiden Kriegen verdichtet sich die Bebauung, trotz eines Bebauungsplans konnte das wilde Bauen nicht verhindert werden und erklärt den uneinheitlichen Baustil Hermsdorfs. Bestehende Einrichtungen wurden weiter ausgebaut; im Dominikusstift eröffnete 1932 eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule. Auf dem Gutsgelände entstanden 1933 52 Parzellen zum m²-Preis von 3,50 RM. Den II. Weltkrieg überstand Hermsdorf ohne größere Schäden und durch den Zuzug aus der ausgebombten Innenstadt wuchs die Anzahl der Einwohner 1956 auf 17000 an. Baulücken schlossen sich. Der sumpfige Grund und die Verhinderung weiteres Waldgebiet zur Bebauung freizugeben verhinderte weitere Auswüchse. Wenn überhaupt ist heute die Heinsestr. das Zentrum des Ortes, der Rundling liegt abseits und ist in seinen Resten erhalten geblieben.